Brief an einen verängstigten Kunden

Warum wir in unserer Bäckerei keine Masken tragen müssen

Sehr geehrter Kunde,

es tut uns sehr leid, dass Sie bei uns nicht mehr einkaufen, weil wir keinen Mund-Nasen-Schutz tragen. Auch wenn Sie unsere Argumente bereits kennen, möchte ich diese ihnen nochmals etwas ausführlicher erklären.

Als allererstes ist zu vermerken, dass, wenn wir Masken tragen müssten, unsere Bäckerei seit Beginn der Pandemie geschlossen wäre und daher niemand bei uns einkaufen könnte.

Wir sind ein Inklusionsbetrieb und unsere Mitarbeiter mit Handicap sind darauf angewiesen unsere Mimik beim Sprechen abzulesen.

Ein Mitarbeiter ist gehörlos, ohne Mimik und Gestik ist er verloren. Ein Mitarbeiter mit Down-Syndrom, welcher schon ohne Maske schwer zu verstehen ist, könnte sich gar nicht ausdrücken.

Ich selbst hatte 2019 eine Herz-OP und könnte wegen Asthma keine 10 Minuten mit Maske arbeiten. Die Geräuschkulisse in der Bäckerei erschwert die Verständigung untereinander so stark, dass wir uns mit Maske auf Dauer nicht verständigen könnten.
Dennoch haben wir alles in unserer Macht stehende getan um größte Sicherheit vor dem Virus zu haben. Wir messen jeden Tag vor Arbeitsbeginn die Körpertemperatur. Sollte ein Mitarbeiter Fieber haben, wird er die Bäckerei nicht betreten, sondern sofort zum Arzt gehen.

Wir haben seit kurzer Zeit in die Klimaanlage einen zertifizierten Virenfilter eingebaut, wodurch die Raumluft alle 10 Minuten vollkommen gefiltert und von Viren befreit wird. Dieser Filter wird entgegen den Angaben des Herstellers monatlich, nicht vierteljährlich gewechselt.

Unsere Kunden haben vor der Theke zusätzlich zu den angebrachten Trennglasscheiben 50cm Abstand, so dass die Verkäuferin noch besser geschützt ist. Der Abstand zwischen den Kunden wird eingehalten und immer, wenn zu viele Kunden in den Verkaufsraum kommen, werden diese wieder heraus geschickt.

Am 29. August 2020 haben wir unsere Bäckerei für 8 Tage geschlossen, weil ein behinderter Mitarbeiter aus dem Urlaub zurück, bei einem turnusmäßigen Routinebesuch beim Arzt, ohne Symptome, Corona positiv getestet wurde.
Wir haben die Schließung ganz offiziell mit Plakaten kommuniziert. Nicht verheimlicht, sondern ganz klar gesagt: WIR HABEN EINEN CORONAFALL.

Zwei Mitarbeiter mussten deshalb 14 Tage in Quarantäne bleiben, weil sie mehr als 15 Minuten ohne genügenden Abstand mit ihm zusammen gearbeitet hatten. Beide wurden negativ getestet, beide waren gesund zuhause. Wir haben es akzeptiert und werden es wieder akzeptieren.

Die Bäckerei haben wir erst wieder geöffnet als nach sieben Tagen Inkubationszeit alle Mitarbeiter ein negatives Ergebnis vorlegen konnten.

Bitte glauben Sie mir, dass auch wenn wir keinen Mund-Nasenschutz tragen, wir alles dafür tun, um nicht für unsere Mitmenschen zur Gefahr zu werden.

Im Übrigen haben wir eine Betriebsausfallversicherung. Diese hat bei der Schließung im letzten Jahr NICHT bezahlt. Und dennoch werden wir wieder schließen, sollten wir einen Corona positiven Mitarbeiter haben.

Wenn jeder in unserer Umgebung so viel für den Schutz vor Viren tun würde wie wir es tun, könnte man bald auf alle Maßnahmen verzichten.

Wir würden uns freuen, wenn Sie dieses Engagement anerkennen würden und ich Sie mit diesem Schreiben beruhigen konnte. Bei uns werden Sie nicht krank, weder durch Viren noch durch unnötige Backmittel, noch durch Geschmacksverstärker oder Schimmelschutzmittel.
Unsere Rohstoffe werden nicht durch halb Europa transportiert und die Hühner, welche unsere Eier legen, sind im Freien und können in der Sonne am Boden scharren, wie es ihre Natur ist. Anzusehen bei unserer Mühle in Knittlingen / bei Bretten. Unser Brot ist lange frisch und wenn es dann schimmelt, nur weil das eben natürlich ist.

Bleiben Sie gesund und wenn Sie nun doch wieder einmal bei uns einkaufen, würde ich mich freuen wenn Sie mich ansprechen.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Schmidt